Alles cool oder was?

Heisse Sommer setzen den Blumen zu. Klimaanlagen und Kühlzellen sind im Trend. Wann machen sie Sinn?

Dieser Artikel erschien im Fachmagazin Florist:in (Ausgabe 06/2023) unter dem Titel «Die Kaltmacher»

Als Dominic Frei Anfang 2021 seinem «Botaniqum» in Zofingen einen neuen Look verpasste, baute er gleich eine Kühlzelle ein (im Bild). Sie ist mit ihren knapp viereinhalb Kubikmetern nicht viel grösser als ein Besenschrank, aber sie erfüllt ihren Zweck: Die Blumen bleiben länger frisch. Rund 10 000 Franken hat Frei dafür ausgegeben. Das Modell ist mit einer Isolationsstärke von 100 Millimetern für seine Grösse gut isoliert, was wichtig ist für den Energieverbrauch. Im Fall von «Botaniqum» befindet sich das Kompaktaggregat, also das Gerät, das die Kälte erzeugt, oben auf der Kühlzelle. Bei grösseren Kühlern wie auch bei Klimaanlagen werden die Aggregate wegen der Abwärme, die dabei entsteht, im Aussenbereich angebracht. Jeder Meter Distanz vom Kühlgerät kostet allerdings zusätzlich 100 Franken, was den Preis in die Höhe treiben kann. 

In Zug hat Isabelle Becker kürzlich ebenfalls rund 10 000 Franken in die Kühlung investiert, und zwar in eine Klimaanlage für das «Bellefleur». «Das Ladenlokal heizte sich im Sommer auf 28 Grad auf, und wir trugen jeden Abend über eine Stunde alles in eine alte Kühlzelle im Keller und am Morgen wieder hoch.» Becker hat sich durch einen Kältetechniker beraten lassen, der ihr die verschiedenen Möglichkeiten  aufgezeigt hat – ein Muss, wie sie findet. Denn jede Umgebung bringt andere Herausforderungen mit sich.

Technik noch nicht ausgereift

Die Krux ist, dass Kühlschränke, Klimaanlagen oder Kühlger.te unser Klima zusätzlich aufheizen, und zwar gleich zweifach: Einerseits durch die Energie, die sie benötigen – je höher der Stromanteil aus fossilen Energien, umso mehr –, andererseits durch die Kühlmittel, die in jeder Kälteanlage stecken. Immer mehr Mittel mit einem hohen Global Warming Potential (GWP) werden jetzt verboten. Die Alternativen sind aber oft noch nicht so effizient und nicht überall einsetzbar. Für das umweltfreundlichere CO2 sind die Kühlzellen für Blumenläden zum Beispiel zu klein, weiss ein Spezialist auf Anfrage. Für den Einsatz von Propan sind die Geräte hingegen zu gross. Das Flüssiggas ist nämlich hochexplosiv, und grössere Mengen können bei einem Leck verheerend sein. Ausserdem verbrennt Propan zwar umweltfreundlicher, ist aber immer noch ein fossiler Brennstoff, der aus Erdöl oder Erdgas gewonnen wird. 

Förderprogramm fürs Klima 

Wer vorhat, eine klimafreundliche Kleinanlage einzubauen oder wer ein altes, noch mit teilfluorierten Kohlenwasserstoffen (HFKW) gekühltes Gerät vor Ablauf der Lebensdauer ersetzen oder eine Anlage auf weniger schädliche Kältemittel umrüsten will, kann sich bei der Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation (Klik) melden. Sie unterstützt mit ihrem Förderprogramm «Klimafreundliche Kälte» solche Projekte. Die Anmeldung für das Programm muss allerdings vor dem Ausführungsentscheid erfolgen. Unterdessen arbeitet die Forschung mit Hochdruck an der Entwicklung von hocheffizienten Kältemitteln mit einem tiefen GWP. Am umweltfreundlichsten (und am billigsten) ist aber sowohl heute wie in Zukunft frühmorgens gut zu lüften, nicht zu viele Blumen einzukaufen und nach Möglichkeit kühle Ecken oder schattige Hinterhöfe zu nutzen.

Download Original-Artikel „Die Kaltmacher“, Fachmagazin Florist:in, Ausgabe 06/2023

 

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